Grundlegende Betrachtungen
Seit ungefähr 600 Jahren interessieren sich die Menschen für die eigene Geschichte, erforschen und interpretieren diese und versuchen weiterhin deren Fortgang zu kategorisieren.
Die sukzessive Entwicklung der Archäologie, aber auch das bewusste Durchleuchten fremder Regionen, das Verbreiten der eigenen Kultur mit Schwert, dem Krummsäbel, dem Kreuz und dem Halbmond sind signifikante Beispiele dafür.
Wer kennt nicht die Geschichten über Kolumbus, Schliemann und ähnliche Forscher? Hollywood hat zu deren Bekanntheitsgrad erheblich gefördert.
Während dieser Erforschungen wurden Gegenstände gefunden, die belegen, dass Menschen seit vielleicht tausenden Jahren an „höhere Wesen“ glauben und dabei Rituale entdeckt haben, um einen bestimmten Kult zu frönen.
Aber, kann man den, nach heutigen Maßstäben, bildungsfernen Menschen verdenken, dass diese sich durch unterschiedlichen Zeremonien Schutz vor der Umwelt in deren unterschiedlichen Ausprägungen gesucht haben?
Ich denke nicht; es ist vermessen, das Handeln der Menschen aus unserer „modernen“ Sicht zu bewerten. Daher ist es zumindest fair, die damaligen Verhaltensweisen zu respektieren, selbst wenn darunter das barbarische Opfern von Menschen fällt.
Vom Glauben zur Religion
Unser aller Geschichte lässt sich nicht in präzise Teilbereiche unterscheiden, die Übergänge der einzelnen Perioden sind fließend, meist überlappend, so dass die Frage nach dem Wandel des Glaubens in Religionen nicht zu beantworten ist. Irgendwann in den Jahrtausenden der Menschheit sind die handelnden Akteure in Fragen des Glaubens dazu übergegangen, einzelne Personen als Repräsentanten, auch als „Ebenbild der Gottheit“ (Goethe, Faust I. Teil)
zu bestimmen, es entstanden die Religionen.
Wenn diese sicherlich einfache These stimmt, ich bin überzeugt davon, dass dies der Fall ist, dann sind Menschen auf Basis eines vorhandenen Glaubens für das Entstehen von Religionen verantwortlich.
Sie bringen bei der Weiterentwicklung des Glaubens zu einer „allumfassenden Lehre“, die in diesem Kontext als Religion zu bezeichnen ist, ihre Persönlichkeit, ihre Auffassung und ihre individuellen Ziele ein und verfälschen hierdurch den Glauben an sich.
Das Neutrale am Glauben geht verloren, er wird geformt- durch dem Einzelnen übergeordnete Menschen.
Die Historie der Menschheit belegt:
Der Mensch entwickelte sich weiter, vom steinzeitlichen Jäger und Sammler hin zum „modernen“ Menschen, zumindest trifft diese auf den überwiegende Teil der thematisierten Gruppe zu.
Es liegt demgemäß auf der Hand, dass auch die Anforderungen dieser Erdenbürger, ihre Wünsche, Ängste und Sehnsüchte, nicht zuletzt die Vorstellungen von Leben an sich, einem Wandel unterliegen.
Spätestens seit Beginn der Aufklärung (Ende 17. Jahrhundert, Anfang des 18. Jahrhunderts) ist diese Entwicklung, zumindest in Europa, erkennbar. Das rationale Denken, die wissenschaftliche Logik und die Vernunft konnten die Macht der christlichen Kirchen einschränken, teilweise verdrängen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Wirkung der schrecklichen Weltkriege auf die nämlichen Institutionen.
Spätestens seit dem Ende des 2. Weltkrieges wurde deren Einfluss sukzessiv reduziert, weg vom:
- Weltkrieg: „Für Gott und Vaterland“ zum
- Weltkrieg: „Für den Führer des deutschen Volkes“
.. und hin zum „Okay, die Kirche gibt es auch noch“.
Eine weitere Frage: Ist die Kirche seit Ende der vierziger Jahre des 20 Jahrhunderts nicht menschlicher geworden, damit angepasster an die aktuellen Lebensumstände?
Betrachten wir die anderen „großen“ Weltreligionen, die jüdische und die islamische Religion.
Zuerst, subjektiv, zur jüdischen Religion, die sich ebenfalls angepasst hat, deren Ziel es ist, den Menschen zu helfen, ihm in den unterschiedlichen Lebenssituationen eine Stütze zu sein.
In meinen Augen kann man die Entwicklung der ersten „große“ Weltreligion, basierend auf den Glauben an einen Gott, mit der christlichen gleichsetzen: Ein Wandel ist erkennbar, eine Art von schleichender Modernisierung
Legen wir nun die Schablone der Modernität auf die islamische Religion und versuchen deren Anpassung an die „moderne“ Zeit zu untersuchen.
Es sollte, in meinen Augen schrecklich, zu erkennen sein, dass hier trotz der späteren Entwicklung ein Defizit an Modernität vorhanden ist.