Dieser Titel bringt es durchaus auf den Punkt:
Man könnte meinen, wir seien in einer Zeit angekommen, in der der Kulturschutzhelm fest aufgesetzt und jedes Wort unter die strenge Lupe der Bedeutungs- und Gefühlspolizei gelegt wird. Nun trifft es also Udo Lindenberg – eine Ikone der deutschen Musikszene, deren Texte seit Jahrzehnten mit provokativer Wortwahl und gesellschaftskritischen Themen glänzen.
Doch das Wort „Oberindianer“ ist offenbar ein Wort zu viel, und so greift die Sprachpolizei ein. Wo einst die Freiheit der Kunst hochgehalten wurde, steht heute ein Katalog an erlaubten und unerlaubten Begriffen. Selbstverständlich dient dies alles, so die offizielle Lesart, der Sensibilisierung und dem Schutz vor „unangemessener“ Sprache. Doch wie weit soll diese Reinigung gehen? Soll die Kunst sich künftig selbst zensieren, bevor die Sprachpolizei eingreift?
Die Ironie ist kaum zu übersehen: Während Lindenberg in seinen Liedern oftmals Missstände aufzeigt und das freie Denken befeuert, wird ihm jetzt das Mikrofon abgedreht – weil ein Begriff, der Jahrzehnte lang im Umlauf war, nicht mehr „zeitgemäß“ ist. Da bleibt einem fast nur, sich die Frage zu stellen, ob wir demnächst Listen von „ungefährlichen“ Wörtern für Songtexte anfordern müssen. Ein Künstler wie Lindenberg könnte diese Zensur jedoch vielleicht geradezu inspirierend finden und im nächsten Song über den „Oberwärter der Sprachwächter“ singen – falls er das noch darf.