Es ist wirklich beeindruckend, wie die Tagesschau es schafft, die Grenzen des Qualitätsjournalismus auf eine völlig neue, sagen wir mal, „innovative“ Weise zu verschieben. Die Behauptung, dass am Great Barrier Reef die höchste Wassertemperatur seit 400 Jahren gemessen wurde, lässt einen schmunzeln, wenn man bedenkt, dass weder Cook noch die tapferen holländischen Entdecker ihre Erkundungen mit einem Thermometer in der Hand begonnen haben.
Man stelle sich das vor: 1770, Cook an Deck seines Schiffes, völlig unbeeindruckt von der tropischen Hitze, der Gedanke schießt ihm durch den Kopf: „Wäre jetzt nicht der perfekte Zeitpunkt, die Wassertemperatur zu messen? Aber leider – Thermometer gibt’s erst in ein paar Jahrzehnten.“
Da wäre natürlich auch die Frage: Welche Skala hätten sie benutzt? Celsius? Ach, nein, der wurde erst 1744 eingeführt.
VielleichtFahrenheit-Skala? Die ist ja wirklich ein Highlight in der Wissenschaftsgeschichte von 1686 bis 1736. Man könnte fast glauben, dass die Entdecker damals nichts Besseres zu tun hatten, als zwischen den Kängurus und Korallen des Riffs sorgfältig Temperaturlogbücher zu führen.
Réaumur hätte wahrscheinlich die Wassertemperatur in 1730er-Einheiten protokolliert, ganz penibel, versteht sich.
Und nun, 400 Jahre später, wird uns präsentiert: „Die höchste Wassertemperatur seit 400 Jahren!“ – natürlich mit akribischen Aufzeichnungen, die irgendwo zwischen Segelabenteuern, Kompasserfindung und Kolonialisierung im Logbuch versteckt sind.
Maximal lauwarm, könnte man sagen.
Man fragt sich, ob beim nächsten Bericht die Tagesschau enthüllen wird, dass Neandertaler bereits das Wetterarchiv führten – natürlich hochwissenschaftlich mit Steinwerkzeugen.