Das neue EU-Mercosur-Abkommen zielt darauf ab, den Handel zwischen den beiden Regionen zu erleichtern, indem Zölle abgebaut und Handelshemmnisse reduziert werden. Dennoch ergibt sich ein differenziertes Bild, das auf eine stärkere Bevorzugung der Mercosur-Staaten hinweist.

Bereits vor dem Abkommen gab es zollreduzierte oder zollfreie Regelungen für bestimmte Produkte aus den Mercosur-Staaten, vor allem im Rahmen des Allgemeinen Präferenzsystems (APS). Diese Regelungen waren jedoch begrenzt und an spezifische Bedingungen gebunden. Viele wichtige Exportgüter, insbesondere Fleisch, Zucker und Ethanol, unterlagen weiterhin hohen Zöllen oder Quotenregelungen. Zudem erschwerten technische Handelshemmnisse wie Normen und Umweltauflagen den Zugang zum EU-Markt.

Der angekündigte „Durchbruch“ beim Zollabbau baut also auf bestehenden Erleichterungen auf, was den tatsächlichen Mehrwert des Abkommens relativiert. Es handelt sich nicht um eine vollständig neue Entwicklung, sondern eher um eine Erweiterung und Formalisierung bestehender Vorteile.

Mit dem neuen Abkommen werden viele dieser Zölle abgeschafft oder reduziert, und die Quotenregelungen für landwirtschaftliche Produkte gelockert. Dies verschafft den Mercosur-Staaten erheblich erleichterten Zugang zum EU-Markt. Diese Vorteile betreffen insbesondere die stark exportorientierten Agrarsektoren der südamerikanischen Länder. Gleichzeitig bleiben jedoch Übergangsfristen bestehen, und bestimmte Produkte werden weiterhin reguliert, um empfindliche EU-Sektoren wie die Landwirtschaft zu schützen.

Auf der anderen Seite profitieren EU-Exporteure durch den Zollabbau auf Industriegüter beim Export in die Mercosur-Staaten. Allerdings sind diese Märkte begrenzter, da die Kaufkraft in vielen Mercosur-Ländern geringer ist und strukturelle Probleme wie wirtschaftliche Instabilität den Nutzen für europäische Unternehmen einschränken könnten.

Hinzu kommt, dass der Handel zwischen den Regionen bereits asymmetrisch ist: Die EU exportiert überwiegend Industriegüter, während sie vor allem landwirtschaftliche Produkte importiert. Das Abkommen verstärkt diese Ungleichheit und könnte langfristig negative Auswirkungen auf europäische Landwirte haben. Zudem gibt es Bedenken, dass die Erleichterung von Exporten aus den Mercosur-Staaten Umweltprobleme wie Entwaldung weiter verschärfen könnte. Zwar sind Mechanismen zum Schutz von Umwelt- und Sozialstandards vorgesehen, doch deren praktische Durchsetzbarkeit bleibt unklar.

Darüber hinaus bleibt der Fokus der Berichterstattung häufig einseitig positiv, indem wirtschaftliche Vorteile wie die Schaffung neuer Handelsmöglichkeiten oder der Zollabbau hervorgehoben werden, während kritische Punkte wie potenzielle Nachteile für europäische Landwirte, der Umweltschutz oder die soziale Dimension kaum thematisiert werden. Hier zeigt sich, dass Medien wie das ZDF, die von vielen als „Bundespropagandamedium“ wahrgenommen werden, oft unkritisch und regierungsnah berichten, anstatt die Thematik umfassend und unabhängig zu analysieren.


Insgesamt scheint das Abkommen den Mercosur-Staaten einen größeren Vorteil zu verschaffen, während die Vorteile für die EU eher begrenzt sind. Diese Asymmetrie wird in der Berichterstattung jedoch oft übersehen, was den Eindruck eines „unilateralen Präferenzabkommens“ erweckt. Eine differenzierte Betrachtung wäre dringend erforderlich, um die tatsächlichen Auswirkungen des Abkommens vollständig zu erfassen.